Forschungsbericht veröffentlicht: Alternative Vertragsmodelle zum Einheitspreisvertrag für die Vergabe von Bauleistungen durch die öffentliche Hand
Der Forschungsbericht zu Bau-Großprojekten, an dem Prof. Dr. Antje Boldt von ARNECKE SIBETH DABELSTEIN für das Bundesinnenministerium unter Federführung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung beteiligt war, ist veröffentlicht worden.
Worum geht es?
Wegen drastischer Kostensteigerungen und Terminüberschreitungen sind in Deutschland in jüngerer Vergangenheit einige Großprojekte in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Die in der Öffentlichkeit diskutierten Projekte stehen stellvertretend für die Herausforderungen in der Realisierung vieler komplexer Bauvorhaben. Zu den Problemursachen bei komplexen Bauprojekten fanden in den vergangenen Jahren eine Reihe von Untersuchungen und Analysen statt.
Einige wesentliche Ursachen lassen sich wie folgt zusammenfassen:
- Unzureichende Bedarfsermittlung und Definition der Projektziele und darauf aufbauend ebenso unzureichende Budgetierung und Abschätzung des Terminrahmens
- Unzureichendes Risikomanagement
- Fehlende frühzeitige Einbindung und unzureichende Prozessintegration wesentlicher Projektbeteiligter
- Mangelndes Vertrauen unter den Projektbeteiligten und eine von Misstrauen geprägte Projektkultur
- Keine Regularien zur Entscheidungsfindung und unzureichende Konfliktlösungsmechanismen
Ergebnis: Alternative Vertragsmodelle statt Einheitspreisvertrag
Bei Baumaßnahmen mit besonderer Komplexität hinsichtlich Standort, Bedarfsanforderungen, Logistik, Größe, Zeit- und Kostenvorgaben könnte der Abschluss von Bauverträgen in anderer rechtlicher Gestaltung als der des Einheitspreisvertrages eine Projektrealisierung besser unterstützen, um Bauzeit, Kosten und Qualitäten einzuhalten oder zu optimieren, ohne gleichzeitig die vertragsrechtlichen und haushalterischen Risiken und Streitpotenziale zu erhöhen.
Über das Forschungsprojekt und seine Ziele
Das Forschungsprojekt hat für das Bauen der öffentlichen Hand auf Basis der VOB/B alternative Vertragsformen zum Einheitspreisvertrag betrachtet und sowohl unter vertragsrechtlichen Gesichtspunkten, als auch unter Betrachtung wettbewerblicher und bauwirtschaftlicher Fragestellungen bewertet. Ziel war es zu untersuchen, ob durch andere als die bislang gängige Vertragsgestaltung die identifizierten Probleme vermieden oder zumindest reduziert werden können. Dies ist der Fall! Durch eine integrierte Projektabwicklung in einem Mehrparteienvertrag mit Anreizmechanismen für die beteiligten Partner werden die Projektziele in den vertraglichen Fokus genommen.
Auftragnehmer des Forschungsprojektes waren Prof. Dr. Antje Boldt, ARNECKE SIBETH DABELSTEIN Rechtsanwälte Steuerberater PartmbB, Frankfurt am Main, Dr. Wolfgang Breyer, Breyer Rechtsanwälte PartmbB, Stuttgart sowie Prof. Dr. Shervin Haghsheno, Institut für Technologie und Management im Baubetrieb am Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), Karlsruhe.
Weiterführende Informationen und auch der komplette Forschungsbericht sind auf der Website des Bundesinstituts für Bau- Stadt- und Raumforschung einsehbar.